Photovoltaik-Offensive auf öffentlichen Dächern - Gründung der Energiegenossenschaft Region Eferding eGen

Achtung: dieser Eintrag ist nicht mehr aktuell!

223748759[1106141].jpg

Die Gemeinden der Klima- und Energiemodellregion Eferding gehen mit gutem Beispiel voran. Sie errichten Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden. Das Besondere daran – sie haben dafür die erste österreichische Energiegenossenschaft gegründet, die sich auf die Errichtung von Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien spezialisiert hat. Die Vorarbeiten dafür wurden in den letzten Monaten im Regionalentwicklungsverband Eferding geleistet – die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Möglichkeiten für Gemeinden bei deren angespannter finanzieller Situation sind bekanntlich nicht so einfach.

Zurück an den Anfang:
Seit 2010 sind die Leaderregion Eferding und die Gemeinde St. Marienkirchen an der Polsenz Klima- und Energiemodellregion, das ist ein Förderprogramm von Minister Niki Berlakovich, das Regionen unterstützt, eine nachhaltige Entwicklung im Energiebereich voranzutreiben. Die Ziele wurden hoch gesteckt. Bis 2020 will die Region zu 50 % energieautark sein, die Energieeffizienz soll um 20 % gesteigert werden und der Anteil an erneuerbaren Energieträgern soll von 34 % (Stand 2010) auf 55 % erhöht werden. Mit Unterstützung eines Modellregionenmanagers, Herrn Ing. Herbert Pölzlberger, werden nun Projekte im REGEF initiiert, geplant, begleitet und umgesetzt. Eines davon ist der Bau von Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden mit Vorbildwirkung auf private Hausbesitzer, Unternehmer und Landwirte.

Am 12. September 2012 wurde daher die Energiegenossenschaft Region Eferding eGen gegründet. Nach Abwägung aller rechtlichen und sonstigen Möglichkeiten stellte sich die Gründung einer Genossenschaft als beste Variante für Eferding heraus. Jederzeit können neue Mitglieder aufgenommen werden, die finanzielle Verpflichtung für die Mitgliedsgemeinden konnte auf ein Minimum reduziert werden. Die Stadt Eferding, die Gemeinde Buchkirchen bei Wels und der REGEF sind die Gründungsmitglieder, mittlerweile sind Hinzenbach, Prambachkirchen, Aschach und Scharten ebenfalls beigetreten. Der Mitgliedsanteil für Gemeinden beträgt € 100,--, für das Eferdinger Modell ist diese Beteiligung auch seitens der Aufsichtsbehörde des Landes OÖ. genehmigt. Die Genossenschaft mit ihrem Geschäftsführer, Ing. Herbert Pölzlberger, und seiner Geschäftsführerin,  Susanne Kreinecker, wickelt die Umsetzungsprojekte auf den öffentlichen Dächern ab. Die Gemeinden sind über Vorstand, Vollversammlung und Aufsichtsrat direkt in die Entscheidungen der Genossenschaft eingebunden. Sitz der Genossenschaft ist in den Räumlichkeiten der Verbändegemeinschaft Eferding.

Dachausrichtung, Netzanbindung, Statik, Einspeisepunkte, Vorbereitung und Einreichung der Förderanträge, Detailplanung, Ausschreibung, Auftragsvergabe, Errichtung und Monitoring der Anlagen werden über die Genossenschaft geprüft und abgewickelt, immer in enger Abstimmung mit der jeweiligen Gemeinde, in der das Projekt realisiert wird. Hohe Fachkompetenz ist hier erforderlich, um nicht an den teilweise doch sehr hohen bürokratischen Hürden und technischen Besonderheiten zu scheitern. Diese Erfahrung kann in der Genossenschaft allen Mitgliedsgemeinden zur Verfügung gestellt werden.

Vorrangiger Grund für die Abwicklung der Projekte in einer Genossenschaft ist, dass sich die Bürgerinnen und Bürger der Region finanziell an der Errichtung der Anlagen beteiligen sollen und können. Die Genossenschaft bietet die Beteiligung an konkreten Anlagen an, die Bürgerinnen können ihr Geld investieren und erhalten über einen gewissen Zeitraum das Geld verzinst wieder zurück. Jede/r Bürger/in kann sich also an einer nachhaltigen Entwicklung der eigenen Wohngemeinde beteiligen. Nach Rückzahlung der Investitionssumme an die Bürger gehen die Anlagen in den Besitz der jeweiligen Gemeinde über. Der große Vorteil für die Gemeinden jetzt: das fachliche und technische Wissen zur Errichtung der Anlagen kann über die Genossenschaft ohne zusätzlichen finanziellen Aufwand in Anspruch genommen werden, darüber hinaus werden die Finanzen der Gemeinden nicht strapaziert. Abgangsgemeinden dürften nicht einmal Geld von Bürger/innen ausleihen, um PV-Anlagen zu errichten.

Diese sogenannten Bürgerbeteiligungsmodelle sind sehr aktuell und laufend in der Presse zu finden, nicht zuletzt deshalb, weil die Finanzmarktaufsicht derartige Finanzierungsmodelle sehr genau unter die Lupe nimmt. Es gibt einen sehr eng gesteckten Rahmen, vorgegeben durch das Kapitalmarkt- und das Bankwesengesetz, in dem man sich bewegen kann. Im schlechtesten Fall müsste ein sogenanntes Prospekt für die Abwicklung einer Bürgerbeteiligung erstellt werden, das mehrere Tausend Euro kosten würde bzw. besteht auch die Gefahr, konzessionspflichtig zu werden, was bedeuten würde, dass eine Gewerbeberechtigung für Bankgeschäfte notwendig wäre. Der mögliche rechtliche Rahmen wurde – auf Initiative des REGEF und in enger Kooperation mit dem Raiffeisenverband OÖ. – in einem Rechtsgutachten herausgearbeitet, das letztlich der Klimafonds Österreich finanziert hat und nun allen österreichischen Modellregionen zur Verfügung steht.

Ein großer Dank gilt auf diesem Wege auch der Raiffeisenbank Region Eferding, Herrn Dir. Christian Schönhuber, und dem Raiffeisenverband OÖ, Herrn Mag. Andreas Lengauer, die die nötigen Kontakte während der Erarbeitung des Eferdinger Modells vermittelt haben und deren Beratung und auch finanzielle Unterstützung vor und bei der Gründung maßgeblich zur Realisierung beigetragen haben.

Die ersten vier Photovoltaik-Anlagen in der Stadt Eferding wurden bereits errichtet und im Dezember in Betrieb genommen. Auf dem Dach der Neuen Mittelschule Süd, des Bauhofes Eferding, des Freibades und der Polytechnischen Schule wurden von der ÖMAG geförderte Einspeiseanlagen mit jeweils 20 kWPeak errichtet. Die Förderanträge für diese Anlagen wurden bereits vor zwei Jahren seitens der Stadt Eferding gestellt, die Energiegenossenschaft hat diese Verträge nun übernommen, um die Finanzierung und die zeitgerechte Inbetriebnahme der Anlagen möglich zu machen. Ein entsprechender Dachnutzungsvertrag regelt die Details zwischen der Genossenschaft und den Gemeinden. Für 2013 sind bereits jetzt PV-Anlagen in Hinzenbach, Buchkirchen, Scharten, Prambachkirchen und Aschach geplant, in den restlichen Gemeinden der Energiemodellregion werden noch best-mögliche Standorte für Anlagen gesucht und geprüft.

Ende Jänner bzw. Anfang Februar veranstaltet der REGEF eine Veranstaltung zum Thema Photovoltaik mit Fachinput zur Errichtung auf dem eigenen privaten Hausdach, mit steuerlichen Aspekten und mit Informationen zur Möglichkeit der Beteiligung an den PV-Anlagen auf den öffentlichen Dächern. Der Termin wird zeitgerecht bekannt gegeben. Jederzeit stehen wir auch zu den Büroöffnungszeiten für Fragen zum Thema Energieeffizienz und Erneuerbare Energieträger zur Verfügung (Tel. 07272/5005-31 oder office@regef.at).

 

Susanne Kreinecker, Obfrau Energiegenossenschaft Region Eferding eGen
„Fast ein Jahr haben wir uns intensiv mit der Erarbeitung des Modells für Eferding und der Realisierung der ersten Anlagen beschäftigt. Der Aufwand dafür war enorm, viele Details waren zu klären und mit unterschiedlichsten Firmen und Partnern ist verhandelt und zusammengearbeitet worden. Zahlreiche Vorschriften und Interessen sind unter einen Hut zu bringen. Das Know how, das wir uns dabei mühevoll erarbeitet haben, können wir nun bei der Umsetzung der nächsten Projekte zur Verfügung stellen, die dann hoffentlich einfacher in der Abwicklung sind. Teilweise ist die Bürokratie so enorm, dass man sich wundern muss, dass überhaupt Projekte umsetzbar sind. Über die Klima- und Energiemodellregion Eferding haben wir die Kapazitäten, uns intensiv mit den Themen Energieeffizienz und erneuerbare Energieträger auseinandersetzen zu können und den Gemeinden der Modellregion bestmögliches Service zur Umsetzung von nachhaltige Maßnahmen zur Verfügung stellen zu können. Mittlerweile werden wir auch aus ganz Österreich angefragt, unser Know how in Regionen, die ähnliche Pläne haben, und bei Fachveranstaltungen zu vermitteln.“


 

18.12.2012

Besuchen Sie auch...

 

766_energie

Logo Eferdinger Land

Logo Region Eferding

campus_eferding_cmyk_300ppi